Behandlung mit Ocrevus - Ablauf der ersten Infusion



In dieser Woche hatte ich meine erste Gabe von Ocrevus, auch bekannt als Ocrelizumab. Es ist das erste Medikament zur Therapie der primär-progredienten MS. Da aktuell noch nicht so viele Patienten Erfahrungen damit haben, möchte ich gerne von meiner Behandlung berichten.

Die Vorbereitung
Am Anfang stehen natürlich ausführliche Gespräche mit eurem behandelnden Arzt. Ich hatte mehrere Termine, bei denen ich über die Neben- und Langzeitwirkungen aufgeklärt wurde. Auch wurden noch einmal MRTs mit Kontrastmittel von Kopf sowie Hals- und Brustwirbelsäule erstellt. Sie zeigen nicht nur, ob Aktiviäten vorliegen, sondern dienen auch zur Dokumentation des weiteren Krankheitsverlaufs. Zusätzlich wurde ich noch einmal komplett durchgecheckt, vor allem auf alle Erkrankungen die das Immunsystem beeinträchtigen, also z.B. Krebs, Hepatitis oder HIV. Eine Behandlung kann nur erfolgen, wenn eine gute "Immunkompetenz" vorliegt. Zudem wurde besprochen, welche Medikamente ich aktuell nehme. Bluddrucksenker z.B. können zusammen mit Ocrevus negativ sein und müssen ggf. vor der Infusion reduziert oder abgesetzt werden.

Fit sein für die Termine
Die Gabe erfolgt per Infusion und beim ersten Mal wird die Dosis aufgeteilt und innerhalb von 14 Tagen verabreicht. Allerdings nur, wenn ihr fit seid! Sollte eine Infektion vorliegen, wird der Termin verschoben. Zur Kontrolle wird eine Woche vor der Untersuchung noch einmal Blut abgenommen. Schont euch also schon im Vorfeld, vermeidet alles was eurer Gesundheit einen Knick verpassen könnte!


Ablauf eines Behandlungstages
Die Behandlung selbst ist relativ zeitaufwändig, aber gut zu bewältigen. Bei mir ging es am Morgen mit einer erneuten Blutabnahme los. Dann gab es zuerst eine Infusion mit Cortison. Als nächstes eine Infusion mit dem Schmerzmittel Paracetamol. Eine Spritze mit Fenistil - das Antiallergikum soll die allergischen Reaktionen verhindern oder zumindest eindämmen. Dann kommt die Infusion  mit Ocrevus. Eine Besonderheit ist hier, dass die Tropfgeschwindigkeit langsam beginnt und alle 30 Minuten erhöht wird. So kommt das Medikament langsamer in den Körper. Währenddessen wurde ich regelmässig nach meinem Befinden gefragt und der Blutdruck gemessen.

Während der Behandlung hatte ich die Möglichkeit mit hinzulegen. Anfangs dachte ich, das wäre eigentlich nicht nötig - bis ich die Fenistil-Spritze bekam. Der Arzt meinte noch, dass diese müde machen kann und zwei Minuten später bin ich schon eingeschlafen und habe auch die restliche Zeit fast nur geschlafen. Eigentlich gut, denn die ganzen Infusionen haben von 9 bis ca. 17 Uhr gedauert und schlafend verging die Zeit schneller.

Verträglichkeit und Nachwirkungen
Insgesamt würde ich sagen, habe ich alles sehr gut vertragen. Am Abend war ich ziemlich erschöpft und diese Müdigkeit hat auch die nächsten Tage angehalten. Ein bisschen, wie wenn sich eine Erkältung anbahnt. Ausserdem hatte ich zwischendurch erhöhte Temperatur, Kopfschmerzen und einen kratzigen Hals. Nachdem ich mich jetzt mit mehreren PPMS Patienten ausgetauscht habe, scheinen die Reaktionen sehr individuell und unterschiedlich zu sein. Macht euch nicht zu große Sorgen, unterschätzt aber auch nicht, wie anstrengend die Behandlung für euren Körper ist. Organisiert euch deshalb auf jeden Fall einen Transport nach Hause! Nehmt ein Taxi oder laßt euch von einem Angehörigen abholen.

Mögliche Nebenwirkungen
Wenn es nicht so gut läuft, gibt es eine ganze Reihe von Nebenwirkungen. Direkt durch die Infusion ausgelöst, kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Diese reichen von Hautausschlägen, Husten oder Fieber, bis hin zum anaphylaktischen Schock. Wer während der Behandlung oder im Nachgang Symptome feststellt, sollte sofort seinen Arzt informieren. Von Roche, der Herstellerfirma von Ocrevus, gibt es hier eine Informationsblatt, in dem alles zusammengefasst ist. Die Studien zur Zulassung des Medikaments haben leider gezeigt, dass speziell bei weiblichen Patienten das Krebsrisiko durch Ocrevus steigt und nach Beginn der Behandlung sind jährliche Termine zur Vorsorge Pflicht.

Und was bringt es?
Gute Frage! Ocrevus soll das Fortschreiten der PPMS verlangsamen. Das ist wohl aktuell das Maximum auf das ich hoffen darf. Da sich meine Situation über die vergangenen zwei Jahre sehr deutlich verschlechtert hat, wäre das für mich aber schon ein riesiger Erfolg! Die Entwicklung werde ich hier auf jeden Fall dokumentieren und vielleicht sind meine Erfahrungen für andere MS Patienten nützlich.

Kommentare

  1. Das war sehr ausführlich und informativ geschrieben,da habe ich persönlich einen kleinen Eindruck was mir demnächst bevorsteht;-)
    LG Beatrice

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  2. Vielen Dank für diesen Bericht!

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